R Wie bist Du allgemein zum Filmen gekommen und wie kam es zur Gründung der Famefabrik?
Vor einigen Jahren habe ich von einer Freundin erfahren, dass es in Mannheim die Hip Hop Web TV Show Skillz TV gibt. Sie war dort Moderatorin. Nachdem ich mir ein paar Sendungen angesehen hatte, wollte ich dort unbedingt mitwirken und habe angefangen, dort die Grafik sowie den Internetauftritt zu überarbeiten. Nach und nach bin ich da dann immer mehr reingerutscht und habe, obwohl ich damals noch gar nichts mit Film am Hut hatte, begonnen, Filme zu schneiden oder bei Dreharbeiten die Kamera zu führen. Während meiner Zeit bei Skillz TV habe ich dann auch Waldemar Kies und Jan Jäger kennengelernt, mit denen ich heute gemeinsam die Famefabrik betreibe. Walde ist unser Managing Director und Jan kümmert sich als Technical Director um alle technischen Angelegenheiten. Mit den beiden hatte ich mich schon damals bei Skillz TV sehr gut verstanden. Walde habe ich dann irgendwann auf einer schicksalsträchtigen Autofahrt nach Hamburg von meiner Idee erzählt, eine Firma zu gründen. Ich wollte die komplette Außendarstellung für Künstler aus der Medienbranche machen – Musikvideo, Cover-Artwork, Logo. Die Menschen sollten die Künstler durch meine Augen sehen, was als Konzept auch gut geklappt hat. So ist nach und nach die Famefabrik entstanden und bis heute ist auch die Rollenverteilung gleich geblieben: Den kreativen Part übernehme ich, Walde kümmert sich um die Organisation und Jan ist für die Technik zuständig. Da gibt es auch keine Überschneidungen, denn wir wissen alle voneinander, wer welche Stärken hat.
R Wolltest Du Dich also schon immer selbstständig machen?
Eigentlich war das gar nicht mein Plan, sondern erstmal einfach die logische Konsequenz. Bevor wir die Firma offiziell gegründet haben, haben wir unser erstes Video auf Ibiza für 30.000 Euro produziert. Das war der Punkt, an dem ich gemerkt habe, dass wir damit Geld verdienen und das unser Leben lang machen können, wenn wir es gut anstellen. Da war also klar, dass wir uns erstmal selbstständig machen.
R Am Anfang ist es ja nicht immer leicht mit der Selbstständigkeit. Was hat Euch geholfen in der Branche Fuß zu fassen?
Wir waren einfach nur zum richtigen Zeitpunkt da und haben überhaupt nicht nach irgendwelchen Büchern gearbeitet, sondern unsere ganz eigenen Arbeitsmethoden gefunden. Ich glaube, dass wir damit den Fuß in die Branche gesetzt haben – günstig zu sein und trotzdem eine gewisse Qualität zu liefern. Dabei haben wir nicht unter unseren Möglichkeiten gearbeitet, nur um günstig zu sein, sondern haben schon immer das Beste rausgeholt. Ich glaube, dass wir einfach abgeliefert haben. Wenn man sonntags angerufen wird und jemand etwas möchte und das einem als eine gute Möglichkeit erscheint, dann sollte man diese nutzen. Mit dieser Einstellung kann einem eigentlich gar nichts passieren.
R Ihr habt bereits mit bekannten Künstlern wie Sido oder Kool Savas zusammen gearbeitet. Wie seid Ihr an diese großen Aufträge und Kunden gelangt?
Die Kontakte sind eigentlich über die Künstler entstanden. Bei Musikvideos ist es sehr praktisch, wenn man die Künstler selbst kennt, denn die haben noch sehr viel Mitspracherecht. Wenn dem Künstler dann das Video gefällt, denkt er auch beim nächsten Mal an dich oder empfiehlt dich weiter. Eigentlich funktioniert das, wie so häufig, über Vitamin B.
R Gab es anfänglich Schwierigkeiten auf dem Weg in die Selbstständigkeit, mit denen Ihr zu kämpfen hattet?
Am Anfang gar nicht. Die ersten fünf Jahre ging das nur steil nach oben. Das lag sicherlich auch daran, dass wir alle unsere Minijobs hatten und sehr spartanisch gelebt haben. Wir haben also nicht viel Geld gebraucht und hatten somit relativ wenig Druck. Es musste alles nicht gleich reibungslos laufen, sondern wir haben uns über jeden Euro gefreut, den wir verdient haben. Sicherlich muss man manchmal auch einfach Glück haben.
R Eure Büroräume sind in Mannheim. Wie wichtig ist dieser Standort für Euer Büro?
Für uns als Filmfirma hat der Standort Mannheim natürlich seine Nachteile, denn die Strukturen sind hier nicht sehr förderlich. Ich vergleiche das einfach mal mit Hollywood – wenn ich mir hier in Mannheim ein Video mit ungewöhnlichem Equipment oder Darstellern ausdenke, dann lässt sich das oftmals viel schwieriger umsetzen als an einem Ort, an dem man alles gewohnt ist und vermeintlich jedes Bedürfnis gestillt werden kann. Mannheim ist keine Filmstadt. Aber der große Vorteil in Mannheim zu arbeiten ist dennoch, nicht da zu sein, wo alle anderen sind. Wenn ich nach Berlin gehe, bin ich außergewöhnlicher, weil ich der Mannheimer bin. Man hat eine gewisse Sonderstellung und so etwas wie uns gab es vorher in Mannheim nicht. Dadurch haben wir in Mannheim relativ schnell einen Status erarbeiten können, den wir in Berlin niemals gehabt hätten.
R Denkst Du darüber hinaus, dass Mannheim für kreative Leute das Potenzial hat, hier zu arbeiten und zu leben?
Mannheim hat auf jeden Fall das Potenzial dazu. Wenn sich das vergrößert, könnte das natürlich den Pluspunkt, den Mannheim hat, relativieren. Ich merke auch, dass in der Stadt immer mehr passiert und die Leute fühlen, dass in Mannheim etwas gehen könnte. Meiner Meinung nach ist das hier ein sehr guter kreativer Standort. Alles hat hier eine gewisse Energie.
R Hat sich Dein Blick auf die Selbstständigkeit mit der Zeit geändert?
Meine Vorstellung von Selbstständigkeit war am Anfang schon sehr romantisch, was sich mit der Zeit ein bisschen relativiert hat. Heute ist mein Standpunkt von der Selbstständigkeit, dass das der beste Start ist, den man haben kann. Dabei ist es egal, ob man dabei bleibt, weil es super funktioniert oder irgendwann scheitert und man von da aus in ein Angestelltenverhältnis geht. Man ist in der Selbstständigkeit teilweise einfach mit anderen Herausforderungen konfrontiert, an denen man nur wachsen kann. Ich würde also jedem, der aus der Medienbranche kommt, empfehlen, sich direkt selbstständig zu machen, auch wenn es nur ein paar Jahre sind. Probieren so lange es geht, denn von da aus kann man auch immer ein Angestelltenverhältnis aufnehmen.
R Mit den Erfahrungen, die Ihr mit der Famefabrik bereits gesammelt habt – würdet Ihr rückblickend etwas ändern?
Da habe ich mir noch nie Gedanken drüber gemacht. Ich sehe das wie Cora E. in ihrem Lied „Schlüsselkind“: „Es wäre nichts so, wie es ist, wäre es nicht gewesen, wie es war.“ So wie es heute ist, ist es geil. Deswegen ist auch alles was war, richtig.
R Als abschließende Frage – Welche drei Eigenschaften sollten Selbstständige Deiner Meinung nach haben?
Man muss Visionär sein, Ehrgeiz und Geschmack haben.
rootedly führte das Gespräch mit Mikis Fontagnier von der Famefabrik.