R Erzähl doch zunächst einmal etwas über Deinen bisherigen Werdegang – Wann hat sich Dein Interesse für Design entwickelt und was hast Du bisher gemacht?
Schon während der Schulzeit war mir klar, dass ich irgendwas mit Gestaltung studieren möchte. Zu der Zeit habe ich auch schon meine ersten Flyer für den Red Cat Club in Mainz gemacht. Das waren die ersten Schritte. Über einige Umwege bin ich dann zufällig hier in Mannheim gelandet und wurde an der Hochschule für den Studiengang Kommunikationsdesign zugelassen. Während meines Praxissemesters war ich für neun Monate in Amsterdam beim Zoo Magazine/L’Officiel HOMMES, was eine ziemlich prägende Zeit war. Nach meinem Abschluss habe ich mit Freunden an ein paar freien Projekten gearbeitet, wie beispielsweise dem Zwischenraum (Anm. d. Red. www.zwischenraum-ma.de). Um aber auch etwas Luft in einer größeren Agentur oder Firma zu schnappen, habe ich mich nach kurzer Verschnaufpause auf eine freie Stelle bei Dorothee Schumacher beworben und war dort für ein Jahr als Junior Art Director aktiv. Nach einer spannenden Zeit habe ich mich nun aber letztendlich doch für die Selbstständigkeit entschieden.
R Du hast erzählt, dass Du Dich nun selbstständig machst. Warum ziehst Du die Selbstständigkeit einer Festanstellung vor?
Die Selbstständigkeit hat sowohl positive, als auch negative Seiten. Ich kann mir meinen Alltag bis zu einem gewissen Maß frei einteilen und bin nicht an den „9 to 5“ Ablauf gebunden. Allerdings muss man auf Dauer auch diszipliniert und streng mit sich selbst sein und sich feste Arbeitszeiten aufstellen. Ich wollte das einfach wieder selbst bestimmen können. Es gibt natürlich auch Zeiten, in denen man sehr viel mehr zu tun hat und mitunter länger arbeitet als in einem Büro, dennoch fühlt es sich anders an. Für mich ist es ebenso wichtig, selbst entscheiden zu können, was ich mache und in direktem Austausch mit dem Kunden stehe, ohne dass die Arbeit nochmals durch drei Hände geht.
R Wie bereitest Du Dich für den Schritt in die Selbstständigkeit vor?
Momentan gehe ich das noch relativ locker an, indem ich für ein paar Kunden arbeite und einige laufende Projekte betreue. Das selbstständige Arbeiten kommt für mich nicht von heute auf morgen, denn ich habe auch schon während meines Studiums nebenher immer freiberufich gearbeitet. Da ich das nun vermehrt tun werde, arbeite ich also außerdem verstärkt an meinem Auftritt als Selbstständiger.
R Hast Du dabei auch irgendwelche Ängste?
Im Moment eigentlich nicht. Ein bisschen Sicherheit geben mir auch die Erfahrungen, die ich durch vergangene Projekte sammeln konnte. Es gibt dir viel Selbstvertrauen, wenn du eine Sache gut planst, strukturierst und mit Leuten, auf die du dich verlassen kannst, gut zusammenarbeitest. Ich denke also nicht, dass ich gerade vor irgendetwas Angst haben muss. Wenn es mit der Selbstständigkeit nicht so klappt wie ich es mir wünsche, kann ich mich ja auch wieder nach einem Job in Festanstellung umsehen.
R Welche Erfahrungen nimmst Du aus Deinem bisherigen Berufsleben mit, die Dir für Deine Selbstständigkeit hilfreich sein könnten?
In der Festanstellung habe ich viel gelernt – sowohl technische, als auch ganz praktische Dinge. Wenn man einen festen Arbeitsplan hat und täglich ähnliche Arbeitsabläufe verfolgt, wird man schnell und routiniert. Außerdem war es für mich wichtig zu lernen, wie man in einer großen Gruppe funktioniert und seinen Schaffensprozess anderen richtig vermittelt. Die Arbeit in der Festanstellung war also definitiv eine sehr wertvolle Erfahrung. Irgendwann habe ich mir aber gedacht, als mein eigener Chef mehr von Projekten lernen zu können.
R Du hast erzählt, dass Du über Umwege hier in der Stadt gelandet bist. Wieso ist dennoch Mannheim die Stadt, in der Du arbeiten und leben möchtest?
Ich fühle mich hier immer noch ziemlich wohl, obwohl ich ja relativ zufällig in Mannheim gelandet bin. Mit den ganzen Projekten, die wir hier bisher gemacht haben, habe ich auch das Gefühl, eine gute Position und Unterstützung zu haben. Mannheim bietet noch die Möglichkeit etwas zu machen, was es in vielen anderen Städten schon gibt, aber hier noch keiner macht. Das könnte auch daran liegen, dass die Stadt weder zu groß, noch zu klein ist und die „Szene” überschaubar ist. Mit ein bisschen Arbeit und einer tollen Idee lässt sich etwas Gutes starten. Wenn ich nach Berlin gehe und einen Pop-Up-Kiosk öffne, dann juckt das dort wahrscheinlich wenige. Wenn mir die Stadt mal zu klein wird, bin ich aufgrund der guten Verkehrsanbindung auch schnell draußen und bekomme wieder neuen Input.
R Hat Mannheim Potenzial, insbesondere kreativen Leuten etwas zu bieten?
Ich mache das eigentlich gar nicht von irgendwelchen Strukturen abhängig. In kreativer Hinsicht habe ich nicht das Gefühl, dass hier außerordentlich viel mehr passiert als in anderen vergleichbaren Städten oder dass den Kreativen mehr geboten wird. Man muss aber sagen, dass man es in Mannheim mit einer Vision, Hartnäckigkeit und etwas Kontakt zu den richtigen Leuten, schaffen kann etwas umzusetzen. Das finde ich also schon toll hier. Es gibt viele nette Menschen, die einem zuhören und offen für Neues sind. Es wird nichts einfach abgewunken.
R Welche Tipps kannst Du Leuten geben, die sich selbstständig machen wollen?
Man sollte den Mut haben, zu einer Entscheidung zu stehen und sich auch wagen neue Wege zu gehen, wenn der alte einem nicht mehr passt. Wenn man also eine Idee hat und von ihr überzeugt ist, sollte man nicht zu lange zögern, sondern einfach loslegen. Man lernt auch aus Dingen, die nicht klappen. Manchmal braucht man sicher auch etwas Anlauf und Zeit, denn meistens kann man nicht von null auf hundert durchstarten. Also sollte man nicht das Handtuch werfen, wenn es nicht gleich läuft. Mit jedem Projekt wächst man und wird schlauer.
R Eigenschaften, die man als Selbstständiger mitbringen sollten, wären Deiner Meinung nach…
Zielstrebigkeit, Motivation und Spaß an dem was man macht.
R Und was wünschst Du Dir für Dich und Deine Selbstständigkeit in der Zukunft?
Was ich ganz klassisch im Studium gelernt habe, möchte ich noch erweitern und nicht nur am Bildschirm sitzen, sondern versuchen darüber hinaus zu gehen. Mit freien Projekten will ich immer wieder in andere Bereiche reinschauen oder verschiedene Bereiche miteinander verknüpfen. Dahingehend möchte ich mich, insbesondere mit den freien Projekten, immer weiterbilden, da man daraus doch sehr viel mitnimmt. Außerdem ist es schön auch mit anderen in Kontakt zu kommen und Projekte zu starten. Es macht einfach Spaß und ist gut, wenn andere Blickwinkel einfließen und sich Leute ergänzen. Für die Zukunft könnte ich mir also vorstellen, mit anderen Leuten ein Büro zu teilen oder sogar gemeinsam zu betreiben.